POLOPOS

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Polopos. Unsere große, ewige Liebe.

Situiert in Costa Granadina auf 800 Metern Höhe, bot das Dorf bei gutem Wetter einen fantastischen Blick auf das marokkanische Atlas-Gebirge und bei schlechtem Wetter einen fantastischen Blick auf eine Wasserwand vor dem Fenster. Und bei Inversionswetter einen seltsamen Blick auf die schwarzen Wolken unten an der Küste, während wir im strahlenden Sonnenschein die Dezemberblüte der Mandelbäume bewundern konnten. 

Polopos ist nicht auf jeder Landkarte zu finden. Wir fragten unsere spanischen Freunde, was sie davon hielten, mehrere Monate dort zu leben. „Polopos was? Wo ist das?“. Und Bekannte aus Andalusien, die etwas ortskundiger waren, hatten keine Worte übrig außer: „Polopos? Wie, um Himmels Willen, seid ihr darauf gekommen? Da ist doch nichts!“. Die Einheimischen haben sich getäuscht und wie! Die wussten gar nicht, wie einzigartig diese Gegend ist!

Umgeben von Rebstöcken, Kakteen, vielen Mandel-, und gelegentlich Feigen- und Mangobäumen sowie Korkplantagen, bietet Polopos viel Ruhe, Sonne, Regen und quasi keine Touristen.

Ein bisschen zur Lage vor Ort und der Umgebung:

Von den ehemals über 200 Anwohnern lebten dort bei unserer Ankunft im Jahr 2018 noch etwa 60 Menschen. Der letzte Ort Spaniens, der eine automatische Telefon-Schaltzentrale bekam und dessen Zufahrtsstraße erst vor wenigen Jahren asphaltiert wurde, hatte weder einen Markt noch eine Arztpraxis und eben auch keine Telefonistin mehr. Die Schule hatte mangels Kindern (zu unserer Zeit waren es drei, die täglich mit dem Bus in das 20km entfernte Dorf an der Küste gefahren wurden) ebenfalls dichtgemacht. Aber es gab eine Kirche und eine Bar, die nicht bloß Getränke, sondern auch Tapas servierte, eigentlich nur Schinken, außerdem einen Basketballplatz und einen (von uns viel zu spät endeckten) Kinderspielplatz mit einer Tischtennisplatte. Und es gab eine große Ziegenherde, deren Flöhe auch uns bissen, wenn wir den Basketballplatz besuchten. Auf dem Hauptplatz wurden die in Spanien und leider inzwischen auch in Deutschland so populären Turngeräte installiert, aber nie haben wir jemanden gesehen, der sie benutzte.

Essens- und Gesundheitsversorgung gestalteten sich mobil. Jeden Tag (außer sonntags) kam „pünktlich“ um 10 Uhr ein Brotwagen, der ein bis drei Brotsorten zur Auswahl hatte (solange der Vorrat reichte, auf Bestellung gerne auch Kuchen und mehr). Zwei Mal die Woche hielt ein Auto mit frischem Fisch. Später kam wöchentlich ein Gemüsewagen hinzu. Monatlich ein Auto mit Tiefkühlwaren, ein kleiner Traktor mit Gasflaschen und ganz selten das Auto mit Kleidung. Wir konnten leider nie herausfinden, wann genau dies der Fall war.

Wir fragten uns, wie sich die Versorgung in den höhergelegenen Dörfern gestaltete. Hatten die sich mit dem zu begnügen, was weiter unten übriggeblieben war? Mussten sie manchmal sogar ohne Brot oder Fisch auskommen?

Jedes dieser Ereignisse sorgte regelmäßig für eine Großversammlung von sechs bis zehn betagten Damen, die sich zum Teil schon eine Stunde vorher auf einem kleinen Platz unterhalb unserer Wohnung einfanden, um die neuesten Dorfnachrichten auszutauschen. Das ließen auch wir uns nicht entgehen, zumal wir mit unserer damals acht Monate alten Tochter immer wieder den emotionalen Höhepunkt der Treffen darstellten.

Es gab auch ein Fest, bei dem die Schutzheiligen durch das Dorf getragen wurden. Begleitet wurde die Prozession von mehrfachen Knallkörper-Salven, die unsere Tochter trotz ihrer Micky-Maus-Kopfhörer in Angst und Schrecken versetzten.  Immerhin endete die Prozession mit Musik, Tanz und Essen, was auch bei ihr wieder für gute Stimmung sorgte.

Der nächste Supermarkt lag 20 Minuten entfernt an der Küste. Geführt von einem äußerst liebenswerten asiatischen Ehepaar, hatte der Laden auf seinen vielleicht 50 Quadratmetern Verkaufsfläche mehr zu bieten als bei uns die meisten Edekas, und eine Frischetheke passte auch noch rein.

Im und um das Dorf waren die fotografischen Möglichkeiten unbegrenzt. In den fast vier Monaten vor Ort verging kein Tag, an dem wir nicht mindestens ein Dutzend Bilder gemacht hätten. Immer wieder neue noch unentdeckte Ecken mit eigenem Charakter, überraschenden Perspektiven, die wir unbedingt festhalten mussten. Dieser Ort wird uns als Ort der Ruhe, der Stille, der lauten Mandelschälmaschinen,  der Sonne, der sintflutartigen Regenschauer, der Kälte, der Hitze, der nachbarschaftlichen Hilfe, des nachbarschaftlichen Streits und der endlos weiten Aussichten in Erinnerung bleiben. Und nicht zuletzt war es der Ort, an dem unsere Tochter gelernt hat, sich selbstständig von A nach B zu bewegen.

Nächstes Projekt: Obernberg

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