








Tropus [ˈtʁoːpʊs]. Bildlicher Ausdruck, Wort mit übertragener Bedeutung. Bezeichnet die Ersetzung eines Ausdrucks durch einen anderen, der allerdings nicht synonym, sondern einem anderen Bedeutungsfeld zugehörig ist.
Tropus und seine Doppelbilder… Warum nicht einzeln, wie sonst auch? Hier eine kleine Geschichte.
Mit Tropus hat alles angefangen. Nach dem sich Bilder über Bilder auf der Festplatte gesammelt hatten, kam die Frage: Und nun? Sollen die einfach bloß digitalen Staub ansammeln? Im Internet hochladen? (Gott bewahre auf Instagram???…)
Im Moment der Verzweiflung las Viktor einen Artikel im The New Yorker über den Steidl Verlag der sich auf Fotobücher spezialisiert hat.
Ein Fotobuch! Das sollte es werden! Und warum nicht gleich bei dem besten Verlag der Welt: Steidl Verlag. Irgendwo muss man ja anfangen. Und was ganz besonders toll ist: Steidels Bücher haben Dutzende verschiedene Geruchsrichtungen, eine wohlduftender als die andere. Also stand es fest: Wir werden beim besten Verlag der Welt ein wunderbar riechendes Fotobuch verlegen lassen. Gedruckt auf der einzigartigen 6-Farbenpresse Marke Eigenbau. Schön lokal und saisonal.
Der Plan war da, jetzt nur noch umsetzen. Hm, wie konnten wir den guten Herren davon überzeugen, dass er unsere Karriere in der Kunstfotografie starten soll? Wir wollen ihm ein von uns fertig gestaltetes Fotobuch vorbeischicken, das sich dann einfach ohne Korrekturen eins zu eins übernehmen lässt. Macht nicht viel Arbeit, ist schnell erledigt, und alle sind glücklich.
Sie als Leser fragen sich bestimmt, was das Ganze mit den Doppelbildern zu tun hat. Nun, hier die Auflösung:
Beim Gestalten des ersten Exemplars haben wir sehr schnell festgestellt, dass man jede Seite bezahlen muss, ob gedruckt oder nicht. Bei 60 Bildern 120 Seiten. 60 leere Seiten bezahlen? Autsch! Also ein Bild auf jeder Seite. Und jetzt kam die schwierigste Aufgabe: Welche Bilder passen zusammen, welche nicht? In welcher Reihenfolge? Welcher Größe? Fragen über Fragen, die zu langen Diskussionen führten. Unser Wohnzimmerboden war über Wochen mit Bildern vollgepflastert, die auf keinen Fall angefasst oder gar bewegt werden durften (erklären Sie das mal einem sechs Monate alten Kind). Aber nach zwei Monaten Parcours waren die Bilder weg und das Buch lag in seiner ganzen Pracht auf dem Schreibtisch. Schön! Und das Beste war, dass die Bilderpaare uns viel besser gefielen als einzelne Bilder. Diese Bilderpaare wollten wir nie wieder trennen. Darum beinhaltet die Sammlung nun hauptsächlich Doppelbilder.
Nun fehlte nur noch der Name. Wie sollten wir diese Sammlung nennen? Für uns hatten die Bilder eine starke gefühlsmäßige Verbindung, aber inhaltlich hatten sie keinen direkten Zusammenhang. Den gab es nur im übertragenen Sinne. Fast schon eine Metapher. Ok Metapher ist sehr direkt und viel zu gerne benutzt, vielleicht etwas Subtileres wie Metonymie oder Synekdoche? Hm… Tropus! Der deckt alles ab. Also soll das Buch Tropus heißen.
Jetzt aber zurück zum Versuch, berühmt zu werden.
Ein nettes kleines Begleitschreiben, ein schöner Umschlag, ab zur Post und warten. Schon nach wenigen Wochen kam die Absage… Doch immerhin, laut seiner Antwort hat sich Herr Steidl unser Buch persönlich angesehen. Wir haben es also an allen Türhütern vorbei bis zum Gesetz geschafft. (Kafka hätte sich gefreut.) Der erste Schritt war getan, jetzt wussten wir, dass unsere Bilder gut genug sind, um vom großen Meister persönlich abgelehnt zu werden.
Nach weiteren Recherchen mussten wir jedenfalls feststellen, dass man erst berühmt werden muss, ehe man ein Fotobuch verlegen kann (zumal viele der Fotobücher von den Fotografen selbst finanziert werden und als Werbung für die Galerien dienen). Deshalb werden wir es auch erst mal mit Galerien versuchen. Wünscht uns Glück!
Nächstes Projekt: Waterline